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interview mit rafael grasse über seinen film the red white

interview mit rafael grasse über seinen film the red white

katharina rieger führte das interview mit rafael grasse eine woche vor der filmpremiere im kenzinger kino.

In wenigen Tagen werdet ihr euren Film zum ersten Mal vor Publikum präsentieren. Kannst du beschreiben wie es sich anfühlt, sein eigenes Werk auf diese Art und Weise auf den Prüfstand zu stellen?

Ich fühle mich zunächst einmal natürlich stolz. Ich habe, ehrlich gesagt, aber auch ein wenig Angst vor den Reaktionen der Zuschauer, da der Film doch sehr eigen ist Es ist unglaublich, dass wir, mein Team und ich, tatsächlich weit über ein Jahr an diesem Film gearbeitet haben. Für mich persönlich geht nun aber auch ein Lebensabschnitt zu Ende, da ich sofort nach dem Abitur mit den Vorbereitungen für den Film begonnen habe. Irgendwo bin ich auch froh, dass der Film mit der Aufführung abgeschlossen sein wird, da wir so lange auf diesen Moment zugearbeitet haben. Außerdem werde ich nach der Aufführung auch wieder frei für Neues sein.

Kannst du den Inhalt des Filmes grob umreißen?

Der Film handelt von einem drogenabhängigen jungen Mann, der den Bezug zur Realität allmählich verliert. Auf Grund des Drogenkonsums und, schon im Jugendalter diagnostizierter, Schizophrenie wird er immer öfter von seinen Visionen heimgesucht. Langsam vermischen sich Realität und Illusion und er kann nicht mehr zuordnen, was tatsächlich passiert oder was sich nur in seinem Kopf abspielt. Währenddessen beginnen seine Freunde Intrigen zu spinnen, die er, in seinem Zustand, fataler Weise jedoch nicht wahrnimmt. Die Situation spitzt sich immer weiter zu und eskaliert dann auch schlussendlich, eine klassische Tragödie.

Euer Film beschäftigt sich mit ernsten Themen wie Drogenabhängigkeit und Schizophrenie und den mitunter dadurch ausgelösten Konflikten. Enthält er somit auch eine zentrale Aussage oder Moral?

Meiner Meinung nach besteht zwischen Illusion und Realität nur ein schmaler Grad. Wir alle sollten unseren Illusionen und eigenen Vorstellungen viel mehr Raum geben und uns weniger auf die Normen unserer Gesellschaft konzentrieren. Jedoch sollte dies natürlich nicht, wie in meinem Film, durch Drogenkonsum hervorgerufen werden! Mein Wunsch wäre es, dass jeder Mensch es schafft, einen kleinen Teil seiner Illusionen und Fantasien mit in sein tägliches Leben, die Realität, zu transportieren.

Welche Bedeutung kommt den Farben rot und weiß aus dem Titel eures Filmes The Red White (deutsch: Das Rote Weiß) zu?

Die Farbe weiß soll in erster Linie für die Drogen, aber auch für Freiheit und innere Befreiung stehen. Im Gegensatz hierzu steht das Rot für die Liebe und Trauer.

Woher kamen die Ideen für euren Film? Was hat dich beeinflusst und inspiriert?

Auch wenn es seltsam klingen mag: Den eigentlichen Ansatz habe ich geträumt. Eines Nachts bin ich aufgewacht und habe das gerade noch Geträumte einfach immer weitergesponnen und weiterentwickelt. Das endgültige Drehbuch haben wir jedoch hauptsächlich mit einigen unserer Freunde geschrieben.

Wie hoch ist der Aufwand an Zeit und Arbeit, einen Film dieses Umfangs komplett zu gestalten?

Ich denke, wir haben insgesamt eineinhalb Jahre benötigt. Ungefähr drei Monate für das Drehbuch und noch einmal ungefähr ein halbes Jahr für jeweils Dreh und Nachbearbeitung. Da wir alle auch noch anderweitig unter anderem mit Schule, Berufe und ich mit meinem Sohn beschäftigt waren, konnten wir nur parallel zu unseren alltäglichen Aufgaben produzieren, was das ganze Projekt natürlich in die Länge gezogen hat.

Wie lassen sich eine derartige Motivation und das Durchhaltevermögen, ein solches Projekt zu realisieren, erklären?

Auf jeden Fall der Drang kreativ zu sein, aber man ist auch gespannt ob man überhaupt durchhält. Grundsätzlich haben wir alle uns immer wieder gegenseitig angetrieben. Am schwersten war es, während der ersten Drehtage, die wir in geschlossenen Räumen verbrachten. Es war einfach nervtötend, da man so wenig Platz hatte und zu diesem Zeitpunkt noch keine Resultate sehen konnte.

Ist das Filmen nur eines deiner Hobbys oder planst du beruflich ebenfalls einen Weg in Richtung Film einzuschlagen?

Ich werde eventuell in Richtung Medienjournalismus gehen oder mich bei einer Filmschule bewerben. Auf jeden Fall möchte ich weiterhin Indie-Filme drehen. Indie steht kurz für Independent (deutsch: unabhängig) und bedeutet, dass der Film von keinem größeren Konzern oder Produzenten finanziert wird. Indie-Filme sind meist Momentaufnahmen von Menschen und stellen diese realistisch und nicht überzogen dar. Mich persönlich langweilen die meisten Hollywoodproduktionen. Ein guter Film ist ein Film, den man sich mehr als einmal anschauen möchte. Das schlimmste für mich ist, wenn man schon beim Abspann mit dem Film abgeschlossen hat und nicht mindesten noch eine Stunde über den Film nachdenken muss.

Gibt es schon Pläne für weitere Projekte, oder werden diese geheim gehalten?

Mein nächster Film wird ein Spielfilm mit acht verschiedenen Charakteren, die alle sehr gegensätzlich sind und dennoch entdecken, dass sie eine Gemeinsamkeit haben. Welche Gemeinsamkeit, wird jedoch noch nicht verraten. Grundsätzlich kann man sagen, dass mein nächster Film um einiges professioneller als The Red White werden wird. Es wird ein Casting für die Schauspieler geben, außer mir werden noch zwei andere Kameramänner filmen und wir werden auch, was das Equipment betrifft, sehr viel professioneller ausgerüstet sein. Mein Team ist jedoch zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht komplett und ich arbeite noch daran geeignete Leute zu finden.

Welche Reaktionen erwartest du dir nach der Premiere von den Zuschauern?

Ich hoffe, ich werde nicht angesprochen. Aber natürlich bin ich auf die Reaktionen gespannt und auch etwas aufgeregt, da der Film kein typisches Klischee erfüllt und stark von den kommerziellen Produktionen abweicht. Ich möchte jedoch keinesfalls, dass man versucht, unseren Film zu interpretieren und ihn dann in eine Schublade steckt. Jeder Einzelne kann sich natürlich seine Gedanken darüber machen und für sich persönlich entscheiden, in welchem Maß Illusionen die eigene Realität beeinflussen.




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