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interview mit dj cue (orc) teil 1

interview mit dj cue (orc) teil 1

Güttingen, Mittwoch, den 01.09.2007, 18 Uhr. Vor uns sitzt ein junger Mann, der mit seinen 22 Jahren schon mehr durchgemacht hat als so mach anderer in seinem ganzen Leben. Manche von euch haben vielleicht schon mal etwas von DJ Cue, alias Armin Greif, gehört. Der am Bodensee ziemlich erfolgreiche Rapper / DJ, der 15.01.1985 in Konstanz geboren wurde, fing mit 13 Jahren an, sich als DJ zu versuchen und begann nach dem Tod seines Bruders seine Gefühle in Songs zu verarbeiten, in denen er dann selber als Rapper fungierte. teil 1.

Wie und wann bist du zu Hip Hop gekommen?

So in den Jahren 96/98 über meinen Bruder. Ich sage bewusst 96/98, weil kein Mensch von heute auf morgen ein HipHopper wird. Man kann sich das Ganze auch heute recht schlecht vorstellen mit dem HipHop damals.

Wie war es denn damals?

Damals gab es noch kein richtig ausgereiftes Internet mit den vielen Downloads wie man es heute alles kennt. Deutschrap gab’s nicht wirklich in diesem Stil und in den Läden konnte man auch nicht wie heute „Hip Hop/Rap“ kaufen. Da gab es eben nur die sehr bekannten Künstler und den Rest musste man dann über Exporthändler kaufen. Kassette war das Medium, mit dem wir unsere Musik mit einer echt üblen Qualität von dem einen auf das andere Tape überspielten und sie so tauschten. Was mir auch immer wieder auffällt, wenn ich mich mit jüngeren HipHoppern beschäftige und unterhalte ist, dass die meisten nicht den Unterschied kennen zwischen HipHop und Rap. Ihr müsst euch merken, HipHop ist etwas, was man lebt, eine Lebenseinstellung wie z.B. die eines Punkers oder noch besser die eines Rastafaries. Rap ist etwas, was man tut und das ist Rappen oder es hören. HipHop ist die Untergrundbewegung, die sich in den 90gern in den ärmeren Vierteln in Amerika gebildet hat, um der Freizeit und dem Tag einen gewissen Sinn zu geben. HipHop setzt sich zusammen aus den vier Elementen. Rap, DJing, Graffiti und Brakedance. Ich würde sogar noch einen kleinen Schritt weiter gehen und sagen, dass Street Fashion, sprich z.B. breite Hosen, Triple-X Shirts und Baseballcaps auch ein weiteres Element bilden, das den Lebensstil eines HipHoppers ausmacht. Und ich bin auch 96 nicht zum HipHop gekommen, sondern zum Rap. Erst langsam konnte ich mich in das Ganze rein leben und habe die Bedeutung für mich erkannt. Rap kam nur selten im Fernsehen und auch bei den Älteren sorgten die doch harten Texte und der oft assige, ungewohnte Kleiderstil für Entsetzen. Die Wände wurden immer öfter bemalt und die Schmierereien und politischen Sprüche von früher wie z.B. an den Schulen, wurden zu schönen bunten Bildern. Kurz gesagt, was heute als normal angesehen wird, war damals doch noch recht schwer. Und ich freue mich auf der einen Seite sehr, dass Rap so groß geworden ist, bin aber auch sehr traurig darüber, dass doch sehr viel von der eigentliche Idee des HipHops und die Philosophie auf der Strecke geblieben sind. Aber zurück zur ersten Frage. Als ich 95 dann meinen ersten CD-Player bekam, hab ich mir dann ein paar CDs von meinem Bruder geholt…und der hatte halt nur Hip Hop (lacht). Da war eine CD dabei von „DJ Funkmaster Flex“. Ich war total begeistert, weil ich davor gar nicht wusste, dass es so was wie DJs gibt und das wollte ich eben auch machen! Man muss sich mal vorstellen, dass ein ganz normaler Junge in eurem Alter noch nie einen DJ gesehen hat… nur um noch mal zu zeigen wie klein die Szene damals noch war. Irgendwann bin ich mit meinen Eltern dann durch Konstanz gelaufen und da gab’s einen Laden, der hatte DJ-Schallplattenspieler. War eher spezialisiert auf TechnoDjs aber egal. Dort habe ich mir dann nach sehr langem Sparen einen Plattenspieler, ein Mischpult, noch einen Plattenspieler usw. gekauft. Später habe ich angefangen Beats zu machen und wollte auch, dass diese berappt werden. Ich kannte ein paar Rapper, die für mich gerappt haben…und irgendwann habe ich dann selber gerappt. Man macht einen Beat, probiert aus wie es wohl wäre… und nach und nach wächst man da rein. Richtig angefangen habe ich, als mein Bruder gestorben ist. Manche schreiben nach so was Tagebücher, andere vielleicht Gedichte und ich habe angefangen Songs zu schreiben. Ich hatte den Drang, mich zu äußern. Nicht speziell für andere, sondern erst mal für mich. Um alles zu verarbeiten u.s.w. So entstand über die Jahre der CUE wie er heute ist. Eine schlechte Grundlage zu beginnen hat man meiner Ansicht nach, wenn man anfängt zu rappen, weil man cool sein will.

Eine beeindruckende Geschichte. Nachdem du dann geübt warst im Rappen, wann hattest du deinen ersten Auftritt?

Man muss bei allem sehen, dass ich bei all dieser Rapperei nie die Idee hatte, damit groß einen auf dicke Hose zu machen oder etwas erreichen wollte. Ich wäre auch noch vor ein paar Jahren sicher nie der Typ gewesen für so etwas. Aber man erfährt was im Leben, das meiner Ansicht nach jeder Mensch im Leben braucht und wenn er es nicht hat, fehlt ihm genau diese Sache. Ich spreche von Anerkennung. Lasst mich ein Beispiel machen. Ein Mädchen, eine Frau geht in die Disco oder trifft sich am Freitag Abend mit Freunden. Dieses Mädchen befindet sich davor lange Zeit im Bad und zieht ihre Markenklamotten an, die viel zu teuer waren. Oder ein Mann fährt in seinen komplett aufgetunten Auto vor. Es geht bei beidem nur um eine Sache, Anerkennung. In diesen Fällen erzeugten das Mädchen und der Mann Neid, was für beide Anerkennung bedeutet. Es fließt speziell in unserer Gesellschaft sehr viel Geld um genau dieses Gefühl zu erlangen. Nur um zu zeigen, wie wichtig vielen dieses Gefühl ist. Kann aber z.B. für eine Mutter auch schon bedeuten, dass die Familie am Tisch sitzt und sagt: „Die Suppe schmeckt aber heute wieder genial“ . Meine Suppe ist meine Musik und meine Alben. Ich erfahre durch meine „Suppe“ viel Anerkennung und versuche, sie mittlerweile auch so zu kochen, dass sie vielen Leuten schmeckt aber immer jeder weiß, wer der Koch ist. Jetzt bin ich seit 2 1/2 Jahren am Rappen und die Leute haben mich einfach dazu gebracht, Auftritte zu machen. Mein erster Auftritt war vor zwei Jahren, im Sommer 2005. Das war auf so einem kleinen Festchen, das wir jedes Jahr machen. Die Rapcommunity ist hier noch relativ klein, da geht nicht so viel, also war das eins der wenigen Feste, bei denen ich als Rapper auftreten konnte. Das war richtig geil…und heiß (lacht). Es ist noch nie ein Profi geboren worden und ich bin auch immer noch nicht auf dem Level, auf dem ich mich gern hätte. Aber ich bin und bleibe dran und ich werde immer besser. Es folgten immer weitere Auftritte, wie z.B. in Konstanz im Neuwerk und dann der letzte als Vorgruppe von Pal one aus Mannheim. Schon immer einer meiner Lieblingsrapper.

Wann hast du dein erstes Album veröffentlicht (Rap & Mixtape)?

Mein erstes Mixtape, damals noch auf Tape, schon im Jahre 1998 (first chapter). Das erste Rapalbum kam dann im August 2005 („Du weißt Nixx“), kurz bevor ich für ein Jahr nach Australien und Asien gereist bin.

Wie viele waren es insgesamt?

19 Stück und jetzt kommt das 20ste. Das wird dann sogar endlich mal richtig gepresst und sieht dann so aus, wie wenn man eine CD im Laden kauft. Da werde ich auch mal wieder ein bisschen Geld in die Hand nehmen und hoffe, dass ich nicht zu viel Verlust mache, denn ich bin immer noch der Meinung, dass Musikalben in den Läden viel zu teuer sind und sich die Leute nicht jedes Album im Internet runterladen würden, wenn die Cds erschwinglich wären. Ich verfolge das Ziel, dass ich auf Null raus komme am Ende. Ob es sich jemand downloaded oder es sich kauft, ist mir im Moment egal. Die Hauptsache ist, dass es gehört wird. Allerdings muss man auch sehen, dass es so niemals möglich wäre, von der Musik zu leben und somit hat man sehr viel weniger Zeit dafür, da man Geld zum Leben braucht. Und Geld ist bekanntermaßen ja nicht alles, aber ohne Geld ist fast alles andere nichts.

Hast du vor, mit Musik Geld zu verdienen?

Mir ist es lieber, wenn 500 Leute mein Album für einen Euro kaufen, als wenn es nur 100 Leute kaufen und ich dafür mehr Gewinn mache! Mir ist es wichtiger, dass es viele Leute hören.

Was ist er Unterschied zwischen ORC / Griff Beats/ Beat Giganten / Die Schlange?

GriffBeatz bin ich, wenn ich Beats mache. BeatGiganten bin ich und DJ Faderforce. ORC bin ich, DJ Crime, TheCell (aus Berlin), DJ Faderforce. ORC ist nur Rap und BeatGiganten sind nur Beats. „Die Schlange“ ist eine Straßengang (lacht), das sind meine besten Freunde, für die ich durch alles gehen würde. Im Bravo würde man es als Klicke bezeichnen.

Warum hast du dich DJ Cue genannt?

Als ich 12 Jahre war, habe ich einen Namen gesucht und auf meinem ersten Mischpult stand „Cue“ drauf. Der Knopf ist dafür da, dass wenn du auf Kanal 1 hörst, kannst du mit dem „Cue Knopf“ umschalten auf Kanal 2. Du bist so also in der Lage deine neue Platte an die richtige Stelle zu drehen damit du z.B. einen guten Übergang machen kannst. Wenn ich mich also Cue nenne, dann heißt das genau übersetzt „Der, der alls nächstes kommt“. Ist halt ein bisschen kompliziert, aber zum Glück gibt es einen Sinn (lacht).

Hörst du auch anderen Deutschrap?

Ab und zu sehr gerne, aber man merkt doch schnell, wie man unbewusst anfängt zu kopieren. Man übernimmt unbewusst vielleicht Ideen oder Stilrichtungen von den anderen Künstlern. Ich will, dass meine Musik nicht beeinflusst wird und zu 100% aus meinem Herzen kommt. Ihr müsst mal drauf achten, ihr kennt das sicher z.B. aus euren Freundeskreisen. Da wird einer als „Nachmacher“ bezeichnet, weil er manche Sachen kopiert. Kann gut sein, dass er es unbewusst gemacht hat, weil er viel damit konfrontiert ist. Genau so funktioniert z.B. auch Mode. Paris Hilton macht es vor und viele 1000 Mädels machen es nach, weil sie wie sie sein wollen.

Was macht deine Musik besonders?

Natürlich ist meine Musik speziell für mich etwas sehr Besonderes, das sie zu 100% aus meinem Leben kommt und ich mit jedem Lied etwas sehr Persönliches verbinde. Seien es Gedanken oder Erlebnisse. Ich bin aber auch der Ansicht, dass ich einer der wenigen Rapper bin, mit dem man sich wenn man ehrlich ist, identifizieren kann wenn man Hans heißt und aus Deutschland kommt. Aber das ist ja, wie wir alle wissen, auch nicht immer erwünscht. Viele leben oder tauchen mit Musik auch in Welten ein in der sie nicht sind und es auch gar nicht sein wollen. Ich sag nur „Berliner-Gangsterrap“.




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